Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) sieht Österreich in puncto Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz grundsätzlich gut aufgestellt. Dennoch ist das Präventionsniveau hierzulande noch verbesserungsfähig. Ein neuer weltweiter Standard für Sicherheits- und Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz soll bis Ende 2016 endgültig abgestimmt und publiziert sein.
Arbeitsbedingte Unfälle und Krankheiten liegen in Bezug auf Gesundheitsprobleme weltweit an vorderster Stelle. Laut Schätzungen der International Labour Organisation (ILO) stirbt weltweit alle 15 Sekunden ein Arbeitnehmer durch einen arbeitsbedingten Unfall oder an den Folgen einer Berufskrankheit. Mehr als 313 Millionen Arbeitnehmer erleiden jedes Jahr nicht-tödliche Arbeitsunfälle, das entspricht 860.000 verletzte Menschen pro Tag. Der Preis dafür ist hoch. Die ILO schätzt die jährlichen Kosten für verlorene Arbeitszeit, Produktionsunterbrechungen, Behandlung von Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten, Rehabilitation und Entschädigung auf rund vier Prozent des globalen Bruttosozialprodukts, dies entspricht bemerkenswerten 2,8 Billionen US-Dollar. Angesichts dieser Tatsachen will der heute begangene Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz das Bewusstsein für Auswirkungen und Folgen von Arbeitsunfällen, Verletzungen und Krankheiten schärfen.
Enorme gesamtwirtschaftliche Kosten
Aus Sicht der AUVA ist Österreich im globalen Vergleich hinsichtlich Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz grundsätzlich gut aufgestellt. Ungeachtet dessen sieht Thomas Gebell, Obmann der AUVA, weiterhin Handlungsbedarf, um diesen Weg in Zukunft fortzuführen und das Präventionsniveau in Österreich weiter kontinuierlich zu verbessern. Mehr als 41 Prozent aller Arbeitsunfälle hierzulande haben eine Handverletzung zur Folge, die sowohl Leiden der Betroffenen wie auch enorme gesamtwirtschaftliche Kosten (mehr als 300 Millionen Euro jährlich) nach sich ziehen. Mit der im September des Vorjahres gestarteten Kampagne „Hände gut, alles gut“, die noch bis Ende dieses Jahres läuft, trachtet die AUVA deshalb, die Zahl der Handverletzungen dauerhaft zu verringern.
Auszeichnung für hervorragende Leistungen zum Schutz der Hände
Im Rahmen der Aktion wurde auch der „Hände gut, alles gut“-Award ausgelobt. Damit ausgezeichnet werden sollen besondere Leistungen zur Prävention von Handverletzungen in den Kategorien, „Models of good practice“ und „Innovative Produkte“. Einreichungen sind noch bis 30. September 2015 möglich. Zur Teilnahme berechtigt sind Unternehmen, Ausbildungsstätten (Schulen, Hochschulen, Universitäten), aber auch Einzelpersonen, die zwischen Jänner 2013 und September 2015 besondere Maßnahmen zum Schutz der Hände erbracht haben, sofern dies nicht der unmittelbare Berufszweck des Einreichenden ist.
Neuer weltweiter Standard für Sicherheits- und Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz in Ausarbeitung
Effiziente Systeme für Sicherheits- und Gesundheitsmanagement (SGM) am Arbeitsplatz sind auch Gegenstand der derzeit in Ausarbeitung befindlichen neuen Norm ISO 45001 „Arbeitnehmerschutz-Managementsystem“. Im zuständigen Komitee finden sich mehr als 80 Expertinnen und Experten aus fast 50 Nationen. Die ISO 45001 liegt derzeit als Komitee-Entwurf vor und soll laut Zeitplan Ende 2016 endgültig abgestimmt und publiziert sein.
In Österreich kamen bislang drei unterschiedliche Systeme zum Einsatz: das aus Holland stammende Sicherheits-Certifikat-Contractoren-Audit-Verfahren, der britische OHSAS-Standard und das Sicherheits- und Gesundheitsmanagement-System der AUVA.
Mit der Einführung der neuen Norm müssen sich die Inhaber entsprechender Zertifikate entscheiden, ob sie auf den ISO-Standard umstellen oder es bei Verweisen belassen wollen. „Unternehmen, die bereits ein Sicherheits- und Gesundheitsmanagement-System verwenden und vielleicht auch zertifiziert sind, sollten sich mit dem Anbieter beziehungsweise ihrem Anbieter in Verbindung setzen und abklären, ob es eine entsprechende Äquivalenzliste zur ISO gibt“, empfiehlt AUVA-Expertin für Unfallverhütung und Berufskrankheitenbekämpfung Barbara Libowitzky, die die österreichische Delegation im ISO-Komitee leitet.
© Beitragsbild: AUVA
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