Bisher vorhandene Ansätze für Sicherheits- und Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz sind zumeist länderspezifisch und daher höchst unterschiedlich. Jetzt wird dazu bei ISO ein internationaler Standard ausgearbeitet. Die neue ISO 45001 wird voraussichtlich Ende 2016 publiziert.
Die Internationale Norm ISO 45001 „Arbeitnehmerschutz-Managementsystem“ wird die Anforderungen für Sicherheits- und Gesundheits-Managementsysteme (SGM-Systeme) formulieren und soll Unternehmen dabei unterstützen, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu fördern und ihre Sicherheit zu gewährleisten.
Im zuständigen Komitee finden sich mehr als 80 Expertinnen und Experten aus fast 50 Nationen. „Die heterogene Zusammensetzung des Gremiums macht die weltweit sehr unterschiedlichen Zugänge zum Thema deutlich“, erklärt Barbara Libowitzky von der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA). Die Expertin für Unfallverhütung und Berufskrankheitenbekämpfung leitet die österreichische Delegation im ISO-Komitee.
Internationaler Interessensausgleich
Während bei der Entwicklung derartiger Systeme in Österreich, in Kanada aber auch in den USA Arbeitnehmer und Arbeitgeber stark eingebunden waren, wurde das Thema in zahlreichen anderen Ländern vorrangig von Fachleuten aus dem Auditierungs- und Normungswesen bearbeitet. Hinzu kommt, dass manche am Standardisierungsprozess teilnehmenden Vertreter den Standpunkt einnehmen, die Gesundheitsförderung der Belegschaft habe den Arbeitgeber nicht zu interessieren.
Das ISO-Komitee hat nun die Aufgabe, die divergierenden Interessen und unterschiedlichen Zugänge auszugleichen. Basis für den Vorschlag, den die British Standards Institution (BSI) bei ISO eingebracht hat, war die britische Norm OHSAS 18001. Damit die ISO 45001 einfach in bestehende Managementsysteme eingebunden werden kann, wird sie mit der ISO High Level Structure jene einheitliche übergeordnete Struktur integrieren, entlang der alle ISO-Management-Normen aufgebaut sind.
Dementsprechend fordert der neue Standard auch, dass die Aspekte des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in das übergeordnete Managementsystem der Organisation einzugliedern und alle diesbezüglichen Aktivitäten vom Top-Management zu steuern sind.
Was bedeutet der künftige neue Standard für heimische Unternehmen?
In Österreich kamen bislang drei unterschiedliche Systeme zum Einsatz:
- das aus Holland stammende Sicherheits-Certifikat-Contraktoren-Audit-Verfahren,
- der britische OHSAS-Standard,
- und das Sicherheits- und Gesundheitsmanagement-System der AUVA
Mit der Einführung der neuen Norm müssen sich die Inhaber entsprechender Zertifikate entscheiden, ob sie es bei Verweisen belassen oder auf den ISO-Standard umstellen wollen. „Unternehmen, die bereits ein Sicherheits- und Gesundheitsmanagement-System verwenden und vielleicht auch zertifiziert sind, sollten sich mit dem Anbieter beziehungsweise ihrem Zertifizierer in Verbindung setzen und abklären, ob es eine entsprechende Äquivalenzliste zur ISO 45001 gibt“, empfiehlt AUVA-Expertin Libowitzky.
Geplante Veröffentlichung 2016
Die ISO 45001 liegt aktuell als Komitee-Entwurf vor und soll laut Zeitplan Ende 2016 endgültig abgestimmt sein und publiziert werden.
Neben den Vorteilen der Verwendung eines SGM-Systems nach Norm sprechen noch einige weitere überzeugende Argumente dafür: Sowohl internationale Konzerne wie auch kleine Unternehmen haben damit jederzeit rasch einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen und ihre Evaluierungen und Genehmigungen und können dadurch auch wesentlich rascher Anpassungen an gesetzliche Änderungen vornehmen. „Und last but not least ist das Commitment zu einem derartigen System aus der Sicht potentieller Mitarbeiter ein absoluter Pluspunkt für das Unternehmensimage“, so Austrian Standards Committee Manager Kurt Lesigang.
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