Vor Kurzem ist die neue Internationale Norm ISO 17100 für Übersetzungsdienstleistungen erschienen. Gleichzeitig wurde der Standard als Europäische Norm publiziert und wird daher als ÖNORM EN ISO 17100 in das österreichische Normenwerk übernommen. Er löst damit die bisherige ÖNORM EN 15038 ab.
Die EN ISO 17100 legt die Anforderungen an Ressourcen und Prozesse für qualitativ hochwertige Übersetzungsdienstleistungen fest. Dienstleister jeder Größe können damit die Konformität spezifizierter Übersetzungsdienstleistungen sowie die Leistungsfähigkeit ihrer Prozesse und Ressourcen entsprechend den anwendbaren Spezifikationen nachweisen. Diese können vom Kunden stammen oder einschlägige Branchenstandards, Praxisleitfäden aber auch Rechtsvorschriften sein.
Nicht anwendbar ist die neue Norm auf Dolmetschdienstleistungen sowie auf die Verwendung von Rohdaten maschineller Übersetzungen.
Anforderungen an Übersetzungsdienstleister
Die ISO 17100 ersetzt die EN 15038 und definiert wie diese die Ansprüche an den Übersetzungsdienstleister (Translation Service Provider, TSP) in Bezug auf personelle und technische Ressourcen, auf Qualitäts- und Projektmanagement, vertragliche Rahmenbedingungen und Verfahren zur Erbringung der Dienstleistung.
Die Änderungen betreffen im Wesentlichen begriffliche Ergänzungen, den Wegfall stilistischer Vorgaben und die Erweiterung um grafische Darstellungen wie etwa jene des Übersetzungsworkflows.
Aus Sicht einer globalen Branche, wie es Übersetzungsdienstleistungen sind, hat der neue Standard klare Vorteile. „Die Vorgängernorm fand zwar auch über Europa hinaus Akzeptanz und Anwendung. Mit der neuen ISO 17100 existiert nun aber erstmals eine global gültige Referenz, die den Stand von Wissenschaft Technik für Übersetzungsdienstleistungen beschreibt“, erklärt Peter Jonas, der bei Austrian Standards für den Bereich Zertifizierung verantwortlich ist.
Entsprechend dem Vienna Agreement, das Doppelgleisigkeiten in der internationalen und europäischen Normen (ISO und CEN) vermeiden soll, wurde der ISO-Standard als Europäische Norm übernommen.
Zertifizierung von Übersetzungsdienstleistern
Die Zertifizierung ist spätestens seit der Einführung der EN 15038 ein wichtiger Nachweis für die Qualität der Leistungen eines Übersetzungsdienstleisters und als Unterscheidungsmerkmal im globalen Wettbewerb von zunehmender Bedeutung.
Da die beiden Normen EN 15038 und ISO 17100 inhaltlich de facto ident sind, ändert sich bei den Zertifikaten wenig. Zertifikate nach EN 15038 wurden pauschal gegen ISO-17100-Zertifikate ausgetauscht und bleiben gültig.
Hinweis: In der sogenannten Wiener Vereinbarung haben die Normungsorganisationen vereinbart, dass Normen grundsätzlich nur auf der höchsten (internationalsten) Ebene herausgegeben werden sollen.
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Christian Pleschberger
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