„Chancen nutzen und Probleme einfach lösen“ lautete das Motto des diesjährigen qualityaustria Forums, das am 11. März 2015 in Salzburg abgehalten wurde. Die Förderung kognitiver und emotionaler Fähigkeiten in Verbindung mit Audits als nützlichen Mittel zur Verbesserung stand dabei im Mittelpunkt der Betrachtungen.
Im einleitenden Impulsreferat verwies Quality Austria CEO Konrad Scheiber darauf, dass Kompetenzentwicklung ohne emotionale Labilisierung nicht möglich sei und dass es sich bei Gestaltung um einen kreativen Schaffensprozess handle, bei dem Situationen, Prozesse oder Gedankengut verändert werden. Sodann skizzierte er die Rahmenbedingungen für kognitives Lernen beziehungsweise das Lernen durch Einsicht: Offenheit, die Fähigkeit, Fehler zuzugeben, Umsetzungsbereitschaft, Vertrauensförderung, Mut sowie eine entsprechende Kultur. „Auf Unternehmen umgemünzt bedeutet das, dass sie die Lernkultur ihrer Mitarbeiter fördern müssen, wenn sie erfolgreich bleiben und sich laufend verbessern wollen. Interne und externe Audits haben sich in dem Zusammenhang seit über 25 Jahren als nützlicher Gestaltungshebel bewährt“, betonte Scheiber.
Bei Qualität geht es ums Gestalten und nicht ums Verhindern
Dass es bei Qualität ums Gestalten und nicht ums Verhindern geht, unterstrich hob auch Anni Koubek, Prokuristin Innovation & Koordination bei Quality Autria, in ihrem Vortrag hervor, in dem sie zugleich einen Ausblick darauf gab, was sich die in Österreich rund 5.000 betroffenen Institutionen von der Revision der ISO 9001 erwarten dürfen. Die aus der Tradition für Produktionsbetriebe kommende ISO 9001 wandelt sich laut Koubek mit der Revision und spricht nun auch explizit Dienstleistungsunternehmen an. Rückmeldungen von über 350 Teilnehmern von Seminaren der Quality Austria zur Revision lassen aus ihrer Sicht darauf schließen, dasss viele Unternehmen die dreijährige Übergangsfrist voll ausnützen werden. „Die neue Management-Norm ISO 9001:2015 soll unterstützen und sicherstellen, dass Veränderungen in den zunehmend komplexen, anspruchsvollen und dynamischen Umgebungen, in denen Organisationen tätig sind, reflektiert werden“, so Koubek.
Qualitätsmanagement ist integraler Bestandteil des limbisches Systems
Was das (Qualitäts-)Management von der Hirnforschung lernen kann, erläuterte Hans-Georg Häusel von der Gruppe Nymphenburg Consult AG in seiner Keynote. 70 bis 80 Prozent der alltäglichen Entscheidungen erfolgen seinen Ausführungen zufolge unbewusst. Daher stehen die Grundkräfte der Unternehmensentwicklung laut Häusel ebenso im Spannungsfeld der vier Emotionssysteme im Gehirn: Stimulanz, Dominanz, Balance und Harmonie.
Die Summe der in einer Organisation vertretenen Charaktere bestimme somit auch die Unternehmenskultur – dort, wo dominante Typen vorherrschen, seien Unternehmen eher First Mover beziehungsweise auf Wachstum und Expansion ausgerichtet, während Organisationen mit Stabilitätsauftrag vor allem durch Verlässlichkeit und Tradition gekennzeichnet seien. Auch die Qualität sei im limbischen System im Emotionssystem der Balance zu finden und werde daher ebenfalls mit Stabilität und Sicherheit, aber auch Gewohnheit gleichgesetzt. „Qualitätsmanagement ist integraler Bestandteil des limbisches Systems, denn Kundenbindung wird vor allem durch Gewohnheit und Reproduzierbarkeit von Erwartungen erreicht“, erklärte Häusel.
Nachhaltigkeit durch Energie- und Umweltmanagementsysteme
Den Auftakt zur Nachmittags-Session machte Axel Dick, Prokurist Business Development Umwelt und Energie, mit einer Betrachtung der Hebel der Material- und Energieeffizienz im Spannungsfeld der Normen und verordneten Energieeffizienz. Das mit 1. Jänner dieses Jahres in Kraft getretene Energieeffizienzgesetz (EEffG) ist laut Dick Herausforderung und Chance zugleich, denn es bietet Unternehmen die Möglichkeit, die Energiekosten um zehn bis 30 Prozent zu senken und damit die eigene Profitabilität zu erhöhen. Auch neue Produkte und Lösungen sowie Innovation könnten dadurch entstehen sowie „Hidden Treasures“ im Unternehmen entdeckt und gehoben werden. Die im Zusammenhang mit der Energieeffizienz stehenden Maßnahmen seien allerdings als langfristige und über das Jahr 2020 hinaus wirkende zu sehen. „Energieeffizienz ist nur oberflächlich ein technisches Thema, es betrifft die gesamte Unternehmenskultur und muss daher zur Chefsache gemacht werden! Wir sprechen hierbei von Investitionen – sowohl in personeller Hinsicht als auch im Hinblick auf die Unternehmensinfrastruktur – die sich rechnen und damit nach gewisser Zeit sogar von selbst tragen“, betonte der Dick, der in seinem Vortrag weiters den Weg zu einer Kreislaufwirtschaft und einem Null-Abfallprogramm für Europa skizzierte und diese in Zusammenhang mit der neuen ISO 14001:2015 stellte.
Grundsätze erfolgreicher Entscheidungen
Im Anschluss erläuterte Ex-Cobra-Kommandant und Unternehmensberater Wolfgang Bachler von Bachler & Partners anhand von Beispielen aus seiner aktiven Cobra-Zeit die zehn Grundsätze erfolgreicher Entscheidungen. Durchgängige Steuerungsgrößen seien in Organisationen zentrale Werte und würden den Angehörigen als Rahmen für Entscheidungen und als Orientierungshilfe dienen.
Jede Unternehmung brauche darüber hinaus aber auch einfache und klare Ziele, die zusammenhaltend wirken müssten und leicht verständlich, aber auch herausfordernd sein sollten. Bachler ging auch auf die fünf Phasen der systemischen Entscheidung ein und betonte, dass Entscheidungen und Informationsstrukturen so klar und transparent wie möglich sein müssten. Auch sei die Leistungsanforderung mit der Entscheidung zu verbinden: „Wenn ein Mensch keinen Grund hat etwas zu tun, so hat er einen Grund es nicht zu tun“, betonte der Krisenmanager und appellierte abschließend an die Entscheidungsfreudigkeit des Publikums: „Eine Organisation kann nur dann überleben, wenn ihre eigene Bewegungsgeschwindigkeit zumindest gleich groß oder größer ist als die Änderungsgeschwindigkeit der Umwelt. Bleiben Sie also bitte in Bewegung!“
Leidenschaft als Beruf
Den emotionalen Schlusspunkt des 21. qualityaustria Forums setzte die erfolgreiche Höhenbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner mit ihrem Vortrag „Leidenschaft 8000 – Wagnis, Rückzug, Erfolg“, der einen Einblick in die faszinierende, aber zugleich lebensgefährliche Welt des Extrem-Bergsports bot. Um seine gesteckten Ziele zu erreichen, ganz egal in welchem Bereich, bedürfe es bestimmter Voraussetzungen: allen voran Begeisterung, gefolgt von akribischer Vorbereitung, detaillierter Planung und logistischer Vorbereitung. Unverzichtbar seien auch das Abwägen von Risiken und die mentale Vorbereitung auf Unerwartetes. „Wichtig ist auch die Fähigkeit zur Selbstreflektion – kann ich mit den verfügbaren Ressourcen mein Ziel erreichen? Und man muss selbst in Situationen, die ausweglos erscheinen, die Ruhe und den Überblick bewahren, auch wenn dies schwer fällt. Last but not least ist aber auch ein achtsamer Umgang mit der Natur sowie das Vertrauen in die eigene Intuition unentbehrlich“, schloss Kaltenbrunner.
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