Die Themen Lebensmittelsicherheit, Verpackung sowie Schädlingsbekämpfung und -Prävention standen im Fokus des 6. qualityaustria Lebensmittelforum, das am 22. Oktober im LFI Hotel in Linz stattfand. Als neuer Trend kristallisierte sich dabei das Thema „unangekündigte Food-Checks“ heraus.
„Unangekündigte Audits werden in naher Zukunft auf die Unternehmen der Lebensmittelindustrie zukommen und zur täglich gelebten Realität werden. Aber ein funktionierendes und konsequent gestaltetes Produkt- beziehungsweise Prozess-Zertifizierungssystem gewährleistet, dass Standards und Normen jederzeit eingehalten und damit auch erfolgreich geprüft werden können“, betonte Alfred Greimel, Quality Austria Prokurist Branchenmanagement Lebensmittel und Land- und Forstwirtschaft, in seinem Eröffnungsvortrag. Weiters gab Greimel einen Überblick über den derzeitigen Stand bei ausgestellten Zertifikaten, wobei seinen Ausführungen zufolge sowohl bei der ISO 22000- als auch der International Food Standard (IFS)-Zertifizierung steigende Nachfrage und stetiges Wachstum zu verzeichnen sind. In dem Zusammenhang wies Greimel darauf hin, dass bereits eine einzige schwerwiegende gravierende Abweichung beim Produkt-Audit den Verlust des Zertifikats nach sich ziehen kann. Am Ende seines Referates stellte Greimel noch den IFS Broker vor, ein Standard zur Zertifizierung des Qualitätsmanagements von Handelsunternehmen, der gewährleisten soll, dass Zwischenhändler die Gefahren der gesamten Prozesskette bewerten können.
Schwerpunkt Lebensmittelsicherheit
Über erste Erfahrungen mit unangekündigten Audits aus der Praxis berichtete im Anschluss Herbert Taglieber, Quality Assurance Supervisor der LWM Austria GmbH. Das Unternehmen mit Sitz im niederösterreichischen Hollabrunn verfügt über ein zertifiziertes Integriertes Management-System, das Qualität, Umwelt, Arbeitssicherheit, IFS, Hygienemanagement sowie Anforderungen aus Biolabels umfasst. Im Juni dieses Jahres wurde beim dem auf die Erzeugung von tiefgekühlten Kartoffelprodukten, Pommes Frites, Rösties und Gemüselaibchen spezialisierten Hersteller ein unangekündigtes Audit durch die IFS Management GmbH durchgeführt. Dabei wurden im Zuge eines Rundgangs durch Produktion und Lager Stichproben in verschiedenen Bereichen wie HACCP-Konzept, Reinigung, Personalhygiene und Schädlingsbekämpfung gezogen.
Im anschließenden Beitrag stellte Andreas Lidauer, Leiter des Qualitätsmanagements im Zentraleinkauf der Hofer KG, den Aufbau des Qualitätsmanagements sowie die Säulen der Qualitätssicherung im Food-Bereich der Aldi Süd-Tochter vor und präsentierte den Ablauf von Krisenmanagement am Beispiel von Produktrückrufen.
Den Schwerpunkt Lebensmittelsicherheit am Vormittag beschloss Robert Riedl, Fachtierarzt für Lebensmittel in der Gruppe Lebensmittelsicherheit der MA 59 — Marktamt der Stadt Wien, mit seinem Vortrag über die Bedeutung von Hazard Analysis and Critical Control Points (HACCP) für die Produktsicherheit aus Sicht des Marktamtes. Wie Riedl ausführte, wird Gute Hygienepraxis (GHP) oft mit HACCP verwechselt. Erstere kann – sofern richtig angewendet – bereits 95 Prozent der Lebensmittelsicherheit garantieren. HACCP wiederum funktioniert nur im Zusammenwirken mit und auf Basis von Guter Hygienepraxis und ist ein System, das Gefahren, die für die Lebensmittelsicherheit wesentlich sind, identifiziert, bewertet und beherrscht. Der Absolvent des European College of Veterinary Public Health (ECVPH) erörterte auch das Hygienehaus nach Untermann, das auf baulich-techníschen Gegebenheiten als Fundament aufbaut, aus GHP als wichtigste Voraussetzung besteht und auf HACCP als „Dach“ aufsetzt. Riedls Einschätzung nach ist es wichtig, Lebensmittelsicherheit mehr aus der Vogelperspektive zu betrachten, indem über die Lebensmittelkette hinweg mehr Transparenz geschaffen wird.
Schädlingsvorsorge und -Bekämpfung
Den Schwerpunkt der Nachmittags-Session des 6. qualityaustria Lebensmittelforum bildeten neben verpackungsbezogenen Themen die Bereiche Schädlingsvorsorge und -Bekämpfung, beides ebenso wichtige Bestandteile einer guten Lebensmittelhygiene-Praxis.
Josef Walder, Geschäftsführer der Blattaria Betriebshygienegesellschaft mbH, ging in seinem Beitrag auf den Umgang und die Risiken der Schädlingsvorsorge sowie die Auswirkungen der neuen Biozid-Verordnung ein. So werden laut Walder alle Biozid-Produkte, die in Österreich für die Bereitstellung am Markt zugelassen sind, im nationalen Biozid-Produkteregister veröffentlicht. Im Rahmen der Zulassung eines Biozid-Produktes wird auch bestimmt, ob es ausschließlich durch berufsmäßige Anwender verwendet werden darf, oder ob auch eine Verwendung durch nicht professionelle Anwender, wie zum Beispiel im Haushalt, zulässig ist. „Neben neuen Zulassungsverfahren müssen Sicherheitsdatenblätter künftig verpflichtend der REACH-Verordnung entsprechen. Einhalt geboten wird außerdem irreführenden beziehungsweise verharmlosenden Produktangaben, ebenso wie irreführender oder verharmlosender Werbung“, so Walder. Last but not least erläuterte Walder anhand ausgewählter Beispiele, wie der Kunde selbst seine Aufgaben erfüllen und Gefahrenanalyse und -vermeidung betreiben kann, indem zum Beispiel Fugen, die Schädlingen oftmals als Brutstätten dienen, verschlossen werden oder Türspalten mit Gummilippen oder Türbürsten gegen das Eindringen von Schädlingen gesichert und Müllplätze regelmäßig gereinigt werden.
Nach Walder sprach Gerhard Klosterer, Technischer Leiter bei Rentokil, über den neuen Europäischen Standard für professionelle Dienstleister in der Schädlingsbekämpfungsbranche. Ein länderübergreifender Standard ist aus Sicht von Klosterer unter anderem deshalb unabdingbar, weil beispielsweise 40 Prozent der Schädlingsbekämpfung in Spanien von unlizenzierten Firmen durchgeführt wird. Ziel eines länderübergreifenden Standards sei es aber nicht nur, unprofessionelle Schädlingsbekämpfung einzudämmen und Vergleichbarkeit innerhalb der Branche herzustellen, sondern auch, professionellen Schädlingsbekämpfern als „Bewahrer“ der öffentlichen Gesundheit und Hygiene zu höherem Ansehen zu verhelfen. „Die im Standard beschriebenen Anforderungen sind an alle Dienstleister in dieser Branche adressiert, die Schädlingsbekämpfungsmittel anwenden, ausbringen und geeignete Methoden zur Vorsorge und Bekämpfung gegen Schädlinge anbieten“, so Klosterer.
Zu guter Letzt entließ Roman Szeliga, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur „Happy&Ness“ das angeregte Auditorium nach seiner Keynote zum Thema „Humor im Business — Sie werden lachen, es ist ernst“ zum Networking bei regionalen Spezialitäten.
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