Vom klassischen Normungssystem zu offenen Netzwerkplattformen – so will die deutsche Normungsorganisation DIN gemeinsam mit der Wirtschaft schneller die richtigen strategischen Entwicklungsziele ausfindig machen.
DIN möchte bei der Entwicklung von Standards künftig neue Wege gehen. Das sagte der Vorsitzende des Vorstands von DIN, Christoph Winterhalter, anlässlich der Präsentation der neuen Deutschen Normungsstrategie am 23. November 2016 bei Austrian Standards in Wien.
Die Deutsche Normungsstrategie wurde 2016 gemeinsam und in einem offenen Prozess von Industrie, Politik und Interessensvertretern überarbeitet und am 3. November vom DIN-Präsidium verabschiedet. Deutschland will damit die Veränderungen, die insbesondere die Digitalisierung mit sich bringt, federführend mitbestimmen, und zwar nicht nur im Bereich Industrie 4.0.
Transparente Prozesse – Regelwerke zusammenführen
Notwendig für ein modernes System zur Entwicklung von Standards seien eine sichtbare Kooperation mit anderen Expertengruppen sowie der Auf- und Ausbau von Beratungskompetenz. Denn „es muss nicht alles zur DIN-Norm werden“. Es gehe darum, die für die Anwender jeweils beste Lösung möglichst rasch zu finden und bereitzustellen. Aufgabe der Normungsorganisation sei es dabei, die Informationen auch aus anderen Regelwerken zusammenzuführen. Wesentlich aber sei, dass „je klarer und transparenter der Prozess ist, desto positiver Normung und Standardisierung von außen gesehen werden“.
In Österreich sei für so einen modernen, offenen Prozess das Dialogforum Bau beispielhaft, sagte Elisabeth Sperlich von der Abteilung Wirtschaftspolitik der WKO nach der Veranstaltung. Dieses wurde von Austrian Standards und der Bau-Innung als offene Plattform mit dem Ziel gegründet, einfachere und klarere Regeln im Bauwesen zu finden. Dabei können sich Interessierte auch über das Internet mit Vorschlägen und Kommentaren einbringen.
Standards sollen gemäß der Deutschen Normungsstrategie die Politik unterstützen, indem sie staatliche Regelsetzung entlasten; dies aber immer in Einklang mit dem öffentlichen Interesse und den Schutzzielen.
„140 Seiten für eine Norm sind zu lang“
Alle, die bei der Entwicklung von Standards mitarbeiten, müssten heute lernen, branchenübergreifend eine gemeinsame Sprache zu sprechen, die auch das Management versteht. Winterhalter merkte an, dass eine durchschnittliche Deutsche Norm 140 Seiten lang sei. „Die Normen müssen lesbarer und kürzer werden, sodass sie nicht nur von der Experten-Community verstanden werden.“
Franz Hofbauer, Präsident des Österreichischen Verbands für Elektrotechnik, bekräftigte im Gespräch, dass auch seine Branche dazu aufgerufen ist, international und interdisziplinär zu kooperieren, „damit Standards im Sinne der Kunden entwickelt werden können“.
Christian Pleschberger
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