Mit dem Vorliegen des Final Draft International Standard (FDIS) in englischer Sprache befindet sich die Überarbeitung der Umweltmanagement-Norm ISO 14001:2015 auf der Zielgeraden.
Nach der Publikation des FDIS zur ISO 14001:2015 Anfang Juli 2015 sind die Weichen für eine zeitgerechte Veröffentlichung der reformierten Umweltmanagement-Norm in der zweiten September-Hälfte dieses Jahres gestellt. Die Letztabstimmung findet Anfang September in Dehli/Indien statt.
Einheitliche Kern-Terminologie
Eine der größten Änderungen im Rahmen der Revision ist die Anpassung der ISO 14001:2015 an jene übergeordnete Struktur, auch HLS (High Level Structure) genannt, wie sie bereits in der ebenfalls in Revision befindlichen Qualitätsmanagement-Norm ISO 9001 zu finden ist. „Diese Standardisierung, die auch mit einer einheitlichen Kern-Terminologie einhergeht, wird künftig die Integration von Managementsystemen erleichtern und die tägliche Umsetzung im Betrieb vereinfachen“, erklärt Axel Dick, Quality Austria Prokurist Business Development Umwelt und Energie, der Österreich als Normungsexperte in dem für die Revision verantwortlich zeichnenden ISO Komitee vertreten hat.
Kontextanalyse der Organisation
Bei der Kontextanalyse der Organisation nach ISO 14001:2015 wird Dick zufolge neben äußeren Einflussfaktoren und den Bedürfnissen und Erwartungen interner und externer Interessenspartner auch der Umweltzustand stärker berücksichtigt. „Umweltfaktoren wie Klimawandel oder Wasserknappheit wirken auf die Organisation, aber auch das Unternehmen selbst beeinflusst durch seine Tätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen den Zustand der Umwelt“, führt er aus. „Dies mag auf den ersten Blick schwierig erscheinen, diese umfassende Betrachtung eröffnet aber den Blickwinkel auf potentielle Risiken und eröffnet wiederum auch Chancen. Zugleich sind diese Erkenntnisse ein wichtiger Input für die strategische Weiterentwicklung. Damit Hand in Hand geht die interne und externe Kommunikation, die in der neuen Umweltmanagement-Norm gestärkt wird, aber gerade den Dialog auch im Sinne der Kontextanalyse mit den interessierten Parteien fördern soll“, ergänzt Dick.
Aktivere Führungsrolle des Topmanagements gefordert
Die neue Umweltnorm erfordert aus der Sicht von Dick auch eine stärkere Involvierung des Topmanagements, denn künftig sind Umweltaspekte sowohl in die Geschäftsprozesse, als auch in die strategische Planung und Entscheidungsfindung zu integrieren. „Mit der Revision wird Umweltmanagement zur Chefsache! Dem Management kommt allerdings nicht nur eine Vorbildwirkung zu, es wird auch eine aktivere Führungsrolle gefordert“, so Dick.
Roter Faden Lebenszyklusbetrachtung
Auch die Lebenszyklusbetrachtung von Produkten oder Dienstleistungen zieht sich wie ein roter Faden durch die neue Norm, wobei hier jedoch keine detaillierte Ökobilanz vorausgesetzt wird. Organisationen müssen sich allerdings mit der zentralen Frage beschäftigen: Welche Phasen im Lebenszyklus eines Produkts können durch die Organisation kontrolliert oder beeinflusst werden? „Auch hier lassen sich wiederum Marktchancen ableiten, um zum Beispiel das Produktdesign energie- und/oder materialeffizienter für die Nutzungsphase zu gestalten oder die Wiederverwertung zu erleichtern und Materialkreisläufe besser zu schließen“, hält Dick fest.
Christian Pleschberger
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