Funktionalitäten von CAT-Tools für die technische Redaktion

In der globalisierten Welt werden immer größere Textmengen in immer kürzerer Zeit übersetzt. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, kommen beim modernen Übersetzungsprozess sogenannte CAT-Tools zum Einsatz. Lesen Sie in diesem Beitrag wie CAT-Tools funktionieren und welche Vorteile sie für die technische Redaktion bieten.

Die Abkürzung CAT steht für Computer Aided oder Computer Assisted Translation, also computerunterstützte Übersetzung.

Es geht also um die Übersetzung durch Menschen – sogenannte Humanübersetzerinnen und -übersetzer -, die beim Übersetzungsprozess von Computerprogrammen, sprich: CAT-Tools, unterstützt werden, und nicht um eine rein maschinelle Übersetzung.

Aufbau von CAT-Tools

Die wichtigsten Elemente von CAT-Tools sind das Translation Memory und die Terminologiedatenbank.

Das CAT-Tool zerlegt die importierten Ausgangstexte in einzelne Segmente (in Fließtexten meist Sätze, je nach Text aber auch einzelne Teilsätze, Wörter, Zahlen). Während der Übersetzung wird jedem Segment im Ausgangstext ein Segment im Zieltext zugeordnet. Diese Übersetzungseinheiten oder Translation Units werden im Translation Memory (Übersetzungsspeicher) gespeichert.

Während der Übersetzung vergleicht das Werkzeug jedes zu übersetzende Segment mit den bereits im Translation Memory gespeicherten Segmenten. Weist das zu übersetzende, neue Segment dabei eine gewisse Match‑Rate (Ähnlichkeitsgrad) auf, wird die bereits im Translation Memory gespeicherte Übersetzung angezeigt beziehungsweise automatisch eingefügt. Auf diese Weise müssen Segmente, die sich wiederholen, nicht noch einmal übersetzt werden und ähnliche Segmente müssen nur mehr angepasst werden.

Die Terminologiedatenbank – auch als Termbase, Termbank oder Termdatenbank bezeichnet – kann aus beliebig vielen Sprachen bestehen. Hier werden ähnlich wie in einem Glossar firmenspezifische und fachspezifische Termini (Fachausdrücke, festgelegte Bezeichnungen) gespeichert. Zu jedem Eintrag können Metadaten wie Definition, Fachbereich, Hinweise zur Grammatik etc. angegeben werden.

Relevanz für die technische Redaktion

Warum ist es auch für technische RedakteurInnen interessant, die Funktionsweise von CAT-Tools zu verstehen?

Es ist wichtig, bereits bei der Texterstellung zu wissen, wie der Übersetzungsprozess (mit CAT-Tools) funktioniert. Nur so lassen sich Texte erstellen, die gut und effizient übersetzt werden können. Dies betrifft einerseits Aspekte in Bezug auf die Textqualität, welche auch die Qualität von Übersetzungen ohne die Verwendung von CAT-Tools stark beeinflussen, wie zum Beispiel die Verwendung einer einheitlichen Terminologie oder die Erstellung von eindeutigen, präzise formulierten Sätzen. Andererseits betrifft dies aber auch ganz spezifisches Wissen über die Arbeitsweise von CAT-Tools, wie zum Beispiel die Tatsache, dass unterschiedliche Formatierungen die Match-Raten von CAT-Tools senken. So kann es vorkommen, dass ein bereits übersetztes Segment nicht angezeigt wird, da der Ausgangstext anders formatiert wurde. Wichtig ist auch, dass alle Texte, die übersetzt werden sollen, in einem editierbaren Format geliefert werden. Ebenso sind ausgeblendete Inhalte, Kommentare oder Notizen zu vermeiden.

Der zweite Grund, warum es auch für technische RedakteurInnen interessant ist, mehr über CAT-Tools zu erfahren, ist der, dass viele von ihnen auch selbst übersetzen beziehungsweise ihre Texte in mehreren Sprachen erstellen. In diesen Fällen sollte abgewogen werden, ob die erzielte Zeit- und Kosteneinsparung sowie die Qualitätsverbesserung nicht die Anschaffung eines CAT-Tools rechtfertigen.

Vorteile von CAT-Tools für die technische Redaktion

CAT-Tools dienen natürlich in erster Linie Übersetzern und Übersetzerinnen. Aber auch für technische RedakteurInnen sind sie sehr nützlich. Hier eine Auflistung der wichtigsten Vorteile:

  •  Terminologische und stilistische Konsistenz: Durch die Speicherung und Wiederverwendung von Übersetzungen wird sichergestellt, dass Terminologie und Stil einheitlich verwendet werden, wodurch Ihr firmenspezifisches Corporate Wording beibehalten wird. Dies bedeutet auch eine höhere Textqualität Ihrer Übersetzungen.
  • Workflow nach DIN EN 15038 (ÖNORM EN 15038): Die Norm DIN EN 15038 regelt die Zusammenarbeit von ÜbersetzerInnen, LektorInnen und fachlichen PrüferInnen. Mit Hilfe von CAT-Tools erhält jede am Prozess beteiligte Person eine gewisse Rolle mit genau definierten Rechten. Auf diese Weise können alle Beteiligten auf unkomplizierte Weise zusammenarbeiten.
  • Bearbeitung unterschiedlicher Dateiformate: Durch den Einsatz von CAT-Tools können auch Dateiformate bearbeitet werden, die die ÜbersetzerInnen sonst eventuell nicht öffnen könnten. Übersetzungsprogramme bieten auch eine Vorschau, wie das Originaldokument tatsächlich aussieht. Das ist oft notwendig, wenn zum Beispiel eine Grafik erläutert wird.
  • Kostensenkung und Zeitersparnis durch die Wiederverwendung von Übersetzungen und Termini.
  • Stärkung der Corporate Identity durch einheitliches Corporate Wording. Damit einher geht erhöhte Kundenbindung und gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit.

Teil 2: CAT-Tools im Vergleich

© Beitragsbild: nicotombo – Fotolia.com

Nina Ritschl

About Nina Ritschl

Nina Ritschl, MA BA, ist seit März 2014 als Übersetzerin und Terminologin bei Interlingua Language Services - ILS GmbH angestellt. Sie ist Absolventin des Masterstudiums Dolmetschen (Deutsch, Italienisch, Englisch) und des Bachelorstudiums Transkulturelle Kommunikation (Deutsch, Italienisch, Tschechisch) an der Universität Wien.

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