Die Zukunft der vernetzten Gesellschaft

Die Weichen für die digitale Welt von übermorgen müssen heute gestellt werden. Aber wie stellt man in einem Netz eine Weiche? Und wie kann man überhaupt eine Richtung festlegen, wenn alles und alle vernetzt sind? Mit der im Auftrag der Swisscom erstellten Studie „Die Zukunft der vernetzten Gesellschaft — Neue Spielregeln, neue Spielmacher“  will das Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) eine Diskussion über die Rahmenbedingungen einer vernetzten Gesellschaft im Jahr 2030 entfachen.

Die Digitalisierung dringt bald in alle Segmente von Wirtschaft und Gesellschaft ein — und auch in unsere Körper. Menschen und Maschinen verschmelzen, das Internet wird zu unserer zweiten Natur, zur Digisphäre. Eine solcherart vernetzte Welt eröffnet zwangsläufig neue Konfliktfelder. Aus Sicht der Studienautoren stellen sich daher folgende Fragen:

  • Sicherheit: Wie schützen wir uns und unsere Netze vor Cyberwar und -crime?
  • Robotisierung: Wie weit lassen wir zu, dass Maschinen für uns entscheiden?
  • Qualität der Netze: Wie stellen wir gut funktionierende und flächendeckende Netze sicher?
  • Privatsphäre: Wie gewährleisten wir Privatsphäre und Datenschutz im Netz der Zukunft? Wem vertrauen wir welche Daten an und warum?

Basierend auf den Antworten auf die Leitfragen „Wer hat die Kontrolle über unsere Daten?“ und „Wie entwickelt sich unser (nicht nur finanzieller) Wohlstand?“ definieren sie in der Folge vier mögliche Szenarien die veranschaulichen sollen, in welche Richtung sich die Gesellschaft in einer fernen Zukunft entwickeln kann.

  1. Digital 99 Percent. Die Gesellschaft spaltet sich in eine technokratische Elite und eine große Masse, die sich mit mehrheitlich unqualifizierten Jobs über Wasser hält und mit billiger Unterhaltung ruhig gestellt wird (ausgehend von niedrigem Wohlstand und niedriger Selbstkontrolle der Daten).
  2. Low Horizon. Die Menschen lehnen neue Technologien ab und koppeln sich so weit wie möglich von den digitalen Informationsströmen ab (ausgehend von niedrigem Wohlstand und hoher Selbstkontrolle der Daten).
  3. Holistic Service Community. Die Menschen vertrauen alle ihre Daten einer großen Institution an, die dann als „Big Mother“ über sie wacht und für sie sorgt. Das Leben ist total transparent und sicher — so lange man nicht versucht, das System zu verlassen (ausgehend von hohem Wohlstand und niedriger Selbstkontrolle der Daten).
  4. Dynamic Freedom. Das Internet wird neu erfunden, radikal dezentral ohne Server, offen, demokratisch, flexibel. Kreativität und Unternehmergeist blühen, Menschen und Maschinen kooperieren, die Technik reguliert sich selbst (ausgehend von hohem Wohlstand und hoher Selbstkontrolle der Daten).

Wie die Autoren der Studie betonen, sind die Szenarien als Gedankenexperimente und nicht als Prognosen zu verstehen. Die gesamte Studie steht auf der GDI Website zum Download bereit.

Christian Pleschberger

Freier Redakteur, zertifizierter Technischer Redakteur bei satz KONTOR
DI Christian Pleschberger ist Absolvent der Universität für Bodenkultur, Freier Redakteur und zertifizierter Technischer Redakteur

There is one comment

Post Your Thoughts