China ist und bleibt branchenübergreifend einer der wichtigsten Beschaffungsmärkte für westliche Unternehmen. Dies belegt eine umfassende Studie der Unternehmensberatung Inverto in Zusammenarbeit mit der WHU Otto Beisheim School of Management. Im Rahmen der Studie wurden 51 Entscheider aus der DACH-Region befragt.
„Die Studie belegt, dass die Bedeutung Chinas als Beschaffungsmarkt weiter steigen wird. Gerade bei technologisch komplexen Produkten und im Bereich Qualitätsmanagement hat China vor anderen asiatischen Beschaffungsmärkten einen erheblichen Vorsprung.“ berichtet Minrui Ji, General Manager bei Inverto China.
Betrachtet man die Kostenseite, so ist China längst nicht mehr das günstigste Beschaffungsland. Das Lohnniveau und damit auch die Gesamt-Produktionskosten sind in vielen anderen asiatischen Märkten deutlich niedriger. Trotzdem kann sich China behaupten, denn während andere Länder hinsichtlich Qualität und Fertigungstechnologien noch in den Kinderschuhen stecken sind chinesische Unternehmen oft schon sehr weit entwickelt. China hat das Image der Billigware mit schlechter Qualität und geringer Liefertreue abgestreift und steht heute im Vergleich zu den anderen asiatischen Beschaffungsländern als Qualitätsführer und technologischer Vorreiter dar. „Hinzu kommt, dass die chinesische Infrastruktur im Vergleich zu anderen Märkten gut ausgebaut ist, so dass heutzutage eine höhere Liefertreue und reibungslose Abwicklung garantiert werden kann.“ ergänzt Minrui Ji.
Unternehmen planen Ausbau des China-Sourcings
Dieser Wandel des chinesischen Beschaffungsmarktes kommt im „Westen“ an. So geht der Großteil der befragten Unternehmen davon aus, dass die Bedeutung des China-Sourcings weiter zunehmen wird. 37 Prozent geben an, dass der Anteil des China-Sourcings am gesamten Einkaufsvolumen in Zukunft bei über 30 Prozent liegen wird. Hinzu kommt, dass fast drei Viertel der Unternehmen durch die Beschaffung in China deutliche Einsparungen von mehr als 15 Prozent erzielen.
Auffällig hierbei ist ein Branchenunterschied: Handelsunternehmen, die in der Regel über längere Erfahrung im China-Sourcing verfügen, ziehen sich immer mehr aus dem Beschaffungsland zurück. Die China-Sourcing Aktivitäten verstärken wollen vor allem Unternehmen aus der Industrie, die bisher nicht so stark in China vertreten waren.
Der chinesische Markt wird für technologisch anspruchsvolle Produkte immer interessanter.
„Dies bestätigt den Trend, dass der chinesische Markt für technologisch anspruchsvolle Produkte immer interessanter wird. Viele Handelsunternehmen fokussieren stärker den Preis, Technologien spielen eher eine untergeordnete Rolle, und weichen daher auf andere Beschaffungsmärkte aus, die durch geringere Lohnkosten niedrigere Preise bieten,“ erklärt Minrui Ji diese Entwicklung. „Die Aufgabe für die Zukunft ist es, die China-Sourcing Strategie entsprechend anzupassen. Der Handel muss seine Aktivitäten in China entsprechend differenzierter gestalten und entscheiden, für welche Produkte sich der Einkauf in China lohnt. Alternativ wird es um die Weiterentwicklung anderer asiatischer Länder gehen. In der Industrie geht es eher darum, die China-Sourcing Aktivitäten weiter auszubauen.“
Unternehmen, die bisher keine Erfahrung im China-Sourcing haben, nennen am häufigsten Qualitätsrisiken, sowie Logistik- und Supply-Chain-Management-Risiken als Gründe gegen die Beschaffung aus China. Umso erstaunlicher ist es, dass im China-Sourcing erfahrene Unternehmen ihren Lieferanten gerade in diesen Bereichen gute Noten ausstellen. So bewertet knapp die Hälfte aller Teilnehmer die chinesischen Lieferanten positiv im Hinblick auf Qualität, rund 55 Prozent sind zudem mit der Liefertreue zufrieden.
Zusammenarbeit mit privatwirtschaftlichen Lieferanten verspricht größten Erfolg
Obwohl staatliche Lieferanten in China dominanter auftreten, zeigt die Studie, dass Lieferanten aus der Privatwirtschaft beliebter sind. 89 Prozent der Befragten gaben an, mit privaten Lieferanten zusammenzuarbeiten, nur 30 Prozent kaufen bei staatlichen Unternehmen ein. „Dieses Ergebnis ist nicht weiter verwunderlich“, erklärt Minrui Ji, „privatwirtschaftliche Lieferanten sind in der Regel flexibler, kundenorientierter, können geringere Stückzahlen liefern und treiben Innovationen voran. Private Lieferanten können daher oft die bessere Qualität liefern und arbeiten auch enger mit den Kunden zusammen – eine höhere Kundenzufriedenheit kann dadurch gewährleistet werden.“
Erfolgreiches China-Sourcing erfordert langen Atem
Über 50 Prozent der Teilnehmer haben weniger als zehn Jahre Erfahrung im China-Sourcing. Die Studie zeigt aber, dass Unternehmen mit längerer Erfahrung eine bessere Einspar-Performance im China-Sourcing erreichen. „Beim Einstieg in einen neuen Beschaffungsmarkt müssen sich Unternehmen immer erst auf die Begebenheiten einstellen und die Prozesse mit der Zeit optimieren. Diese Lernkurve und fehlende Erfahrung lässt sich durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Dienstleistern verkürzen.“ erklärt Minrui Ji.
Lieferantenidentifikation und -evaluation birgt ungenutzte Potenziale
Derzeit arbeiten 49 Prozent der Unternehmen mit externen Dienstleistern zusammen. Die Zusammenarbeit findet zumeist bei Qualitätskontrollen (69 Prozent) sowie Logistik und Transport (69 Prozent) statt. Erhebliches Potenzial gibt es noch bei der Identifikation und Evaluation von Lieferanten. In diesen Bereichen arbeitet derzeit je nur ein knappes Drittel mit einem Dienstleister zusammen, und das obwohl gerade hierbei eine detaillierte Kenntnis des Marktes und Erfahrung mit chinesischen Lieferanten notwendig ist.
Der chinesische Beschaffungsmarkt zeichnet sich durch Lieferanten mit höchst unterschiedlichem Niveau an Qualität, Service und Preisen aus.
Denn der dynamische chinesische Beschaffungsmarkt zeichnet sich durch Lieferanten mit höchst unterschiedlichem Niveau an Qualität, Service und Preisen aus – ohne den richtigen Partner ist es schwer, hier den optimalen Weg zu finden und die Potenziale des chinesischen Beschaffungsmarktes voll auszuschöpfen.
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