Greifen traditionelle Methoden des Qualitätsmanagements nicht mehr?

Qualitätsprobleme in der Automobilwirtschaft wie auch im Bereich Investitions- und komplexe Konsumgüter haben in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen. Setzt sich der aktuelle Trend fort, besteht in den genannten Branchen laut einer aktuellen Studie der Managementberatung A.T. Kearney ein Risiko von 215 Milliarden US-Dollar durch gestiegene Qualitätskosten.

Für die wachsenden Qualitätsprobleme in den genannten Industrien sind gemäß A.T. Kearney-Studie vor allem drei Entwicklungen verantwortlich:

  • Erstens nimmt der Anteil von Elektronik und Software in den Produkten stetig zu, womit sich auch die Produkt-Komplexität deutlich erhöht. In der Automobilindustrie beispielsweise beträgt der Anteil von Elektronik und Software an den Kosten eines Fahrzeugs mittlerweile bis zu 40 Prozent.
  • Zweitens stellen globale Fertigung und weltweite Wertschöpfungsketten höhere Anforderungen an das Qualitätsmanagement.
  • Und nicht zuletzt hat auch die Produktvielfalt zugenommen, während die Produktlebenszyklen immer kürzer werden. So haben die produzierenden Teilnehmer des A.T. Kearney Wettbewerbs „Die Fabrik des Jahres“ die Zeit von der Entwicklung eines Produkts bis zur Marktreife innerhalb von drei Jahren im Durchschnitt um zwölf Prozent verkürzt. Für die Firmen bedeutet dies, dass sie viele Produktentwicklungsprojekte parallel verfolgen und dabei sowohl den regulatorischen Vorgaben als auch den Kundenanforderungen gerecht werden müssen – und das bei einer steigenden Anzahl höchst unterschiedlicher Märkte.

Mit den Qualitätsproblemen wachsen auch die Kosten: laut aktueller Einschätzung von A.T. Kearney um 30 Prozent, wenn die Unternehmen nicht gegensteuern. Für die 100 weltweit führenden Unternehmen der Automobilwirtschaft und Hersteller von Investitions- und komplexen Konsumgütern würde sich dadurch der Betriebsgewinn um insgesamt 215 Milliarden US-Dollar verringern.

Um die entstandenen Qualitätsdefizite auszugleichen reicht es allerdings nicht aus, bisher angewendete Standard-Qualitätsmethoden einfach nur anzupassen. Vielmehr müssen neue, innovative Qualitätsmanagement-Ansätze, wie zum Beispiel Community-Feedback in Echtzeit, Big-Data-Analysen oder prädiktives Qualitätsmanagement (von A.T. Kearney unter dem Begriff Qualität 4.0 zusammengefasst), implementiert werden.

Darüber hinaus müssen die Unternehmen neue oder weniger bekannte Produktfunktionen leicht verständlich, auch für Laien, erklären.

Deutlicher Nachholbedarf bei innovativen Qualitätsmethoden © Quelle: A.T. Kearney

Deutlicher Nachholbedarf bei innovativen Qualitätsmethoden © Quelle: A.T. Kearney

Erstaunlicherweise kommen die Methoden mit den größten zu erwartenden Vorteilen tendenziell weniger häufig zur Anwendung. So wird beispielsweise der Einsatz eines »Social Media Radars« zur Identifizierung von Handlungsfeldern von fast 90 Prozent der Befragten als vorteilhaft bewertet, aber nur von einem Drittel angewendet. Eine ähnliche Diskrepanz liegt bei Ferndiagnose und anderen innovativen Methoden zur Steigerung der Qualität in der gesamten Lieferkette vor (s. Abbildung).

Neben den genannten Herausforderungen bestehen allerdings auch große Chancen – insbesondere durch technologischen Wandel. „Für Themen wie Elektromobilität, Autonomes Fahren und Industrie 4.0 werden die Qualitätschampions von morgen erst noch gekürt“, so Stephan Krubasik, Partner und Automobilexperte bei A.T. Kearney. „Der richtige Zeitpunkt, das eigenen Unternehmen hier optimal aufzustellen, ist jetzt.“

Für weitere Ergebnisse zur A.T. Kearney Studie Qualität 4.0: Präventiv, holistisch und zukunftssicher folgen Sie dem hinterlegten Link.

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